Imperiales Beijing neu

Das neue imperiale Beijing schliesst lückenlos an das alte an: das Eingangsgebäude des Kaiserpalastes ziert das Mao-Porträt (Foto Nr.1). Von hier hielt er seine Ansprachen, unter anderem während der Kulturrevolution, auch heute noch wird es von den Herrschern genutzt. Der Tiananmen-Platz ist der grösste städtische Platz der Welt, u.a. weht hier 365 Tage im Jahr die chinesische Flagge, bewacht von der Garde (Fotos 2&3). Wer aufmerksam zu China liest, stellt fest, dass die sozialistischen Herrrscher keine Probleme haben, sich als Nachfolger der Kaiser bis zu Mitte des 19. Jh. zu sehen, die seinerzeit in der chinesischen Wahrnehmung das Weltreich Nr.1 regierten. Erst danach kamen 100 Jahre Unterdrückung, die Opiumkriege, Quasi-Kolonialisierung. Aber selbst der Gründer der chinesischen Republik von 1911, Sun Yat Sen, wird am 1.Mai mit der Aufstellung eines grossen Porträts auf dem Tiananmen wieder geehrt, auch wenn diese Republik kein Erfolg war. Aber natürlich haben erst die Kommunisten das Zeitalter des Feudalismus beendet.

 

In der Gigantomanie des Tiananmen mit dem Mao-Mausoleum, der Halle des Volkes (Fotos Nr.4,5&6) und des National Museum of China (wenn auch innen von Gerkan Marg & Partner vor wenigen Jahren sehr gut renoviert, Foto Nr.7), den Texten zur chinesischen Geschichte, sei es in Hongkong im Maritime Museum, in Shanghai, in Xi'an oderin Peking, bemerkt man immer wieder das angestrengte Zurschaustellen der eigenen Überlegenheit. Manchmal kommt es vor wie ein tiefer, unterdrückter Minderwertigkeitskomplex, herrührend aus der Zeit des Quasi-Kolonialismus. Oder ist es die Reaktion auf, die Tatsache, dass man zwar das iphone baut, die Amerikaner es aber erfunden haben, dass der Besitz eines deutschen Luxusautos, wenn auch in China gebaut, immer noch dem einer Karosse aus proprietär chinesischer Produktion vorgezogen wird?

 

Auch die Prestigegebäude des neuen Peking, die Hauptverwaltung des Chinesischen Fernsehens CCTV (Volkes Mund: "Hosen", Foto Nr.9), das nationale Zentrum der darstellenden Künste ("Ufo aus dem All"), Foto Nr.8) und Olympiastadion ("Vogelnest", Foto Nr.10) wirken angestrengt prestigeheischend.

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By: susmedia